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Hauskreis- & Kleingruppenarbeit

 

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Überblick über die Geschichte von Hauskreisen


1. Überblick
Das frühe Christentum entwickelte sich in hauskreisähnlichen Strukturen in den sogenannten Hausgemeinden. Diese Form behielt das frühe Christentum bis sich ungefähr ab der konstantinischen Wende die Großkirche etablierte. Das Neue Testament ist reich an Hinweisen darauf, dass sich die ersten Christen in Privathäusern trafen und diese als Missionsstationen nutzten (in Jerusalem: Apg 1,13f.; 2,46; 5,42; 12,12 / Korinth: Apg 18,7 / Troas Apg 20,8 /im gesamten Missionsgebiet Apg 20, 20/ Rom: Röm 16, 5.15/ Laodizea: Kol 4,15 / Kolossä: Phil 2 gab es gleich mehrere Hausgemeinden an einem Ort.) "In den Paulusbriefen ist die ‚hausweise' zusammenkommende Gemeinde ‚he kat´oikon ekklesia" ein stehender Ausdruck." Dass Christen in Privathäusern zusammenkamen, setzt voraus, dass sich reichere Menschen bekehrten, die daraufhin ihre Güter und ihr Haus einer Gruppe von Christen zum Zweck einer Hausgemeinde zur Verfügung stellten (vgl. Apg 2). Nach außen hin war das ein deutliches Zeichen für die christliche Liebe, mit der sich Christen in ihren Hausgemeinden untereinander begegneten.

Die Liebe untereinander ist unter anderem ein Grund, warum sich Christen überhaupt versammeln. Die Liebe Gottes zu den Menschen, die Liebe der Menschen zu Gott und die Liebe der Menschen untereinander ist ohne Beziehung nicht möglich. Beziehung gibt es nur, wenn man sich versammelt. Darauf beruht auch die Verheißung Jesu Christi: Nicht wo einer, sondern wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da ist Christus mitten unter uns (vgl. Mt 18,20). Die Versammlung von Christen ist ein Wesenszug des christlichen Glaubens. Christus vergegenwärtigt sich inmitten der Versammlung der Gläubigen. Jeder Gläubige ist Teil des Leibes Jesu Christi (vgl. 1Kor 12). Er ist Teil der Gemeinde, deren Haupt Jesus Christus ist (vgl. Eph 4). In der Apostelgeschichte findet sich dieser Wesenszug des Glaubens in einer kurzen, komprimierten Form wieder: "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet." (Apg 2,42). Verkündigung, Abendmahl, Gebet und Gemeinschaft gehören zusammen. In den Hausgemeinden wurde "sichtbar und konkret, wie in Christus wirklich eine neue Schöpfung entstand: ‚Hier ist nicht Mann noch Frau, nicht Jude noch Grieche, nicht Freier noch Unfreier', nicht Gebildeter noch Ungebildeter - denn sie sind allzumal einer in Christus, die Gemeinschaft, die nur noch eines gemeinsam hat: dass sie versöhnt ist mit Gott durch Jesus, ausgedrückt in der einen Taufe und dem einen Mahl (1. Kor. 12,13!)"

Im übrigen sind Hausgemeinden religionsgeschichtlich nichts spezifisch christliches. Auch im heidnischen Kult der Griechen und Römer gab es Versammlungen in Häusern. Ebenso war auch die jüdische Diaspora zu einem großen Teil in Haussynagogen organisiert. Die Differenz zu den ersten Christen lag also vor allem im Glaubensinhalt und der daraus resultierenden Lebensweise der Christen. "Diese intensive Lebensgemeinschaft, die über die Wortverkündigung hinaus für Personen aller Schichten einen Lebensraum in Liebe und Freiheit anbot, machte das Missionschristentum inmitten der religiösen Vereine jener Zeit als Gemeinschaftsbewegung konkurrenzfähig. In der christlichen Gemeinde stellte sich der ursprüngliche Wille Gottes wieder dar, vor dem alle von gleichem Wert sind." Entsprechend versammelten sich die Christen in Hausgemeinden, um ihren Glauben zu leben und zu missionieren, was von der Umwelt selbstverständlich als eigene Infragestellung angesehen werden musste. Widerstand gegen das Christentum wuchs sich bis zur Verfolgung aus, was wiederum die Christen in private Häuser oder gar in Verstecke trieb. Insgesamt ist nicht zu übersehen, dass viele äußere Faktoren die Bildung der christlichen Hausgemeinden begünstigten. Dennoch waren auch inhaltliche Kriterien ausschlaggebend, die dem Glauben und der Verkündigung entsprangen und bis heute weiterhin entspringen. Es können also keineswegs nur äußere Umstände für die Form von Hausgemeinden verantwortlich gemacht und damit als historische Frühform als für heute nicht mehr relevant angeführt werden. Die "kat'oikon ekklesia" ist seit Entstehung des Christentums eine theologische, missionarische und organisatorische Größe, die trotz veränderter Kirchenformen nicht an Bedeutung für uns gegenwärtige Christen verloren hat. Auch die damals relativ geringe Anzahl von 10 - 40 Mitgliedern pro Hausgemeinde darf für die Entwicklung des Glaubens und für das Wachsen des Christentums nicht zu gering eingeschätzt werden.

Viele Elemente der damaligen Hausgemeinden sind bis heute für die Hauskreisarbeit relevant. Doch ist es selbstverständlich, dass es mir nicht um die Gründung von unabhängigen Hausgemeinden geht, sondern um den Aufbau von Hauskreisarbeit in der heutigen volkskirchlichen Situation. Diese Arbeit darf sich jedoch in der frühchristlichen Tradition beheimatet fühlen. Ein kurzer Blick auf Luther und den Pietismus sei noch angefügt. Luther sprach in seiner Vorrede zur Deutschen Messe von der sog. "Dritten Weise" des Gottesdienstes. Sie ist nach Luther die im Sinne des allgemeinen Priestertums rechte Art der evangelischen Ordnung (an sich). Das heißt, dass sich diejenigen, die "mit Ernst Christen sein wollen und das Evangelium mit der Tat und dem Munde bekennen" sich an nicht öffentlichem Platz treffen sollten. Um der Verbindlichkeit willen sollen sie sich mit Namen in eine Liste eintragen. Sie sollen sich in einem geschlossenen Kreis versammeln, um zu beten, um in der Bibel zu lesen, um zu taufen, um das Sakrament zu empfangen und um einander zu dienen. Luther traut diesen Kreisen eine Menge zu und betraut sie mit Aufgaben, die wir nur im Verantwortungsbereich einer landeskirchlichen Gemeinde kennen. Allerdings schreibt Luther auch, dass er solche Christen noch nicht gefunden habe und deshalb keine weiteren Ordnungen dazu verfassen werde. "Er musste mit dieser Entscheidung allerdings einen inneren Widerspruch hinnehmen, der die lutherische Kirche seitdem durchzieht, dass nämlich theologisch richtig vom ‚allgemeinen Priestertum aller Gläubigen' gesprochen wird, im Aufbau der neuen Kirche es aber de facto bei der mittelalterlichen Ein-Mann-Kirche blieb." Hauskreise bewegen sich also in guter lutherischer Tradition. Sie wollen auch hier Kirche nicht ersetzen, sondern ergänzen. Entscheidende Elemente des Glaubens, wie es in Hinblick auf das Urchristentum sichtbar wurde, können besser in einem Hauskreis gelebt werden als in der "großen" Versammlung der Christen im Gottesdienst. Selbiges hat der Pietismus umgesetzt. So hat z.B. Spener versucht, den Gottesdienst durch Haus(bibel)kreise zu ergänzen. In der hochlutherischen Orthodoxie und einer streng zentralisierten Amtskirche will er die Predigt und das private Bibellesen durch "erbauliche Kreise in Privatwohnungen" ergänzt wissen, die mit Gebet und Bibelgesprächen gefüllt sind.


2. Fazit
Der Überblick zeigt die Herkunft und die Traditionslinien von Hauskreisarbeit an. Hauskreisarbeit war nicht durchgängig Thema von Kirche und musste es mit den veränderten Kirchensituationen auch nicht sein. Doch die Relevanz von Hauskreisarbeit, die bis heute besteht, reicht ununterbrochen über den Pietismus und die Reformation bis zum Ursprung des Christentums zurück. "Der Befund beweist, dass Hauskreise seit der Zeit der Urgemeinde zu den Grundbausteinen der christlichen Gemeinde gehört haben." Gibt es eine nachhaltigere Begründung für die Notwendigkeit von Hauskreisarbeit?

[ Autor ] :: Daniel Ahrnke :: (c)
 


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